28. SONNTAG IM JAHRESKREIS

Evangelium nach Lukas (17,11-19)

 

Was haben wir da gerade gehört? Eine typische Wundererzählung, wie es in den Evangelien viele gibt? Sagt sie uns etwas? Können wir damit in unserem Leben etwas anfangen? Lasst uns auf diese Erzählung etwas tiefer eingehen. Eines steht von vornherein fest: Das „Wunder“, die Heilung, wird hier fast nur nebenbei erwähnt. Es geht also um etwas anderes.

Eine Gruppe von Aussätzigen, Leprakranken, die in der damaligen Zeit ein furchtbares Leben führen mussten: Von allen gemieden, isoliert, einsam, ohne Zukunft, lebende Tote. Greifen diese Jammergestalten einfach nach einem letzten Strohhalm? „Jesus, Meister, hab Mitleid mit uns.“ Sie nennen ihn „Meister“. Er ist für sie eine Autorität. Irgendwie glauben sie an ihn, dass er sie heilen kann.

Und was tut Jesus? Er spricht kein Machtwort, berührt sie nicht, wie in anderen ähnlichen Fällen. Er ruft ihnen nur von weitem zu: „Geht, zeigt euch den Priestern!“ Und da geschieht das erste Wunder: Sie gehen, ohne eine Änderung, eine Heilung bei sich festzustellen! Sie gehen los, auf Jesu Wort hin! Ist das nicht Glauben? Losgehen im Vertrauen, dass Jesu Wort nicht leeres Gerede ist, sondern dass sich etwas tun wird. Was genau, das weiß noch keiner. Aber sie gehen los. Wohin? Nach jüdischem Verständnis müssen sie nach Jerusalem, zum Tempel. Dort sind die Priester, die allein zuständig sind in Sachen Aussatz. Nur sie können jemanden, der befallen war, für rein erklären.

Unterwegs stellen alle fest, dass sie wieder gesund sind. Eine umwerfende Erfahrung. Ob sie dann wirklich nach Jerusalem zu den Priestern gegangen sind, wird nicht erzählt. Aber ich kann mir vorstellen, dass sie glücklich und dankbar waren und es Gott im Tempel wahrscheinlich auch gesagt haben. Aber einer geht zu Jesus zurück. Bei ihm und durch ihn hat alles begonnen, was er braucht, um neu leben zu können

Jesus sagt zu ihm: „Dein Glaube hat dir geholfen.“ Was hat denn den Anderen geholfen - sie sind doch auch geheilt - was ist der Unterschied zu diesem Einen? Dieser Mann erkennt und bekennt die tiefere Dimension des Geschehens, die doch alle anderen auch erleben, aber nicht erkennen. Er findet zu Jesus, zum Glauben an ihn. Jesus ist für ihn der rechte „Ort“, Gott zu loben. Die Heilung bewirkt in seinem Inneren eine tiefe Beziehung zu Jesus. Er ist für ihn einer, in dem Gott wirkt. Jesus ist deswegen nicht nur einer, der Heilung bringt, sondern auch Rettung - und damit ist mehr gemeint als nur eine körperliche Gesundung.

„Steh auf und geh!“ Jesus richtet ihn auf – und schickt ihn erneut auf einen Weg! Es wird der Weg, seine Rettungserfahrung, aufgrund seiner Begegnung mit Jesus, nun auch „eigenständig“ in der Alltagswelt zu bezeugen.

Jesus wollte Menschen nicht nur "reparieren", wiederherstellen, damit sie wieder funktionieren wie vor der Krankheit. Nein, Jesus wollte mehr und er konnte offensichtlich mehr: Er wollte Menschen immer zu sich selbst, zu Gott, zu ihrem Heil, zum wahren Leben führen. Er wollte sie verwandeln. Deshalb heilte er Menschen an Leib und Seele.

Der Dank dieses Mannes besteht also darin, dass er von seinem bisherigen Glauben, den er auf seine Weise vielleicht auch sehr ernst genommen hat, eine entschiedene Wendung auf Jesus hin vollzieht. Und Jesus sagt ihm: Ja, die Ausrichtung deines Glaubens auf mich wird dir immer helfen. Geh! Das heißt: Du wirst Heil erfahren, sofern du meine Wege gehst, wie ich sie dir vorschlage.

In unseren ausweglosesten Situationen, im Gefühl, ausgestoßen, isoliert oder am Ende zu sein, bei dem Gedanken „Gott hat mich verlassen, er ist mir fern“ dürfen und sollen wir uns Jesus zuwenden, uns von ihm ansprechen und senden lassen. Das ist es, worauf es ankommt.

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